Unternehmen
Innovation und Tradition Hand in Hand: Herbert Grimmer über seinen Weg von der Garage zum Technologieführer
Von den bescheidenen Anfängen in der elterlichen Garage bis hin zu einem führenden Hersteller von Baugruppen für die Industrie- und Medizintechnik durch Verwendung modernster CNC-Technik – Herbert Grimmer teilt exklusiv seine spannende Reise der Unternehmensgründung, wichtiger Meilensteine der Unternehmensgeschichte und seine Visionen getreu dem Firmenmotto „Präzision aus Leidenschaft“.
Frage 1: Können Sie uns einen kurzen Überblick über die Gründungsgeschichte des Unternehmens geben?
Herbert: Wenn ich ganz ehrlich bin, habe ich lange nicht wirklich darüber nachgedacht, eine eigene Firma zu gründen. Für mich war klar, dass ich nach meiner Ausbildung und meinem Studium in einer Firma Fuß fassen werde, die ich durch mein Elternhaus kannte. Vielerlei Faktoren trafen dann aber aufeinander und wie es der Zufall wollte, wurde ein CNC-Technik Betrieb in der Zeitung zum Verkauf angeboten. Die CNC-Technik beschränkte sich damals aber noch auf die Herstellung individueller zweidimensionaler Werbetafeln und – Schriften. Ich sah mir die inserierte Firma an und was soll ich sagen – Grimmer Schrift & Schild war geboren. Ich übernahm das Knowhow, den Kundenstamm und die Maschinen und baute das Unternehmen in meiner Garage neben meinem eigentlichen Job auf. Nachdem die Doppelbelastung dann allmählich zu viel wurde, stieg ich im Jahr 1997 komplett in die Selbstständigkeit ein. Das Produktportfolio wechselte immer mehr auf die Herstellung anspruchsvoller Einzelteile für die Industrietechnik , die ich anfangs ausschließlich mithilfe von Aushilfskräften produzierte. Schnell wurde aber klar, dass mehr Personal benötigt wird. Ich stellte also meinen ersten Auszubildenden sowie meinen ersten festen Mitarbeiter an und so nahm alles seinen Lauf.
Frage 2: Welche konkrete Vision oder Idee stand hinter der Gründung des Unternehmens?
Herbert: Die Vision wurde erst mit der Zeit immer konkreter. Sie entstand durch das „Reinschnuppern“ in die Selbständigkeit zusammen mit meiner Begeisterung für Technik, die ich im Studium und in meinem bisherigen Job kennen und lieben lernen durfte. Vor allem der Austausch und die Arbeit mit den Kunden und Mitarbeitern hat dazu beigetragen, dass ich den Betrieb weiterführen und weiterentwickeln wollte. Mein übergeordnetes Ziel und damit meine Vision war es folglich, interessante und technische Produkte auf den Markt zu bringen und diese dort anzubieten. Ich wollte einfach den Kunden für unsere Produkte begeistern!
Frage 3: Welche Meilensteine hat das Unternehmen seit der Gründung erreicht?
Herbert: Meilensteine gab es in den Jahren seit der Gründung bereits viele. Ich möchte die Meilensteine deshalb in drei übergeordnete Bereiche aufteilen:
Zunächst wäre hier die historisch/chronologische Abfolge zu nennen:
- 1995: Gründung in der Garage neben dem Wohnhaus.
- 1997: Einstellung des ersten Mitarbeiters sowie des ersten Auszubildenden.
- 1998: Neubau einer 160 m² großen Fertigungshalle und Umzug der Fertigung.
- 1998: Kauf der ersten neuen CNC-Maschine.
- 2002: Anbau und Erweiterung der Produktionsfläche auf 600 m².
- 2004: Spatenstich in Lisberg: Verlagerung des Unternehmens ins Gewerbegebiet und Einweihung des Firmengebäudes mit nun 1200 m² Produktionsfläche.
- 2011: Erweiterung der Produktionsfläche auf insgesamt 2.000 m².
Im Hinblick auf unsere Produktionsanlagen können wir ebenfalls von einigen Meilensteinen sprechen. Bis zum Jahr 2000 haben wir uns kontinuierlich weiterentwickelt und immer mehr Fertigungstechniken bei uns etabliert.
Von Anfang an waren wir mit Beginn der CNC-Technik in den Bereichen Drehen und Fräsen ganz vorne mit dabei.
Schritt für Schritt setzten wir eine Vielzahl von technologischen Weiterwicklungen auch in unserer Fertigung um, sei es das 5-Achs-Fräsen, das Koordinatenmessmaschinen, Komplettbearbeitungszentren oder Optimierungen im Fertigungsablauf.
Auch heute gibt es natürlich immer wieder Anpassungen, um auf dem neuesten Stand der Technik zu bleiben und beispielsweise mit Industrie 4.0 und KI am Puls der Zeit zu sein.
Als ganz wichtigen Punkt sehe ich auch den Ausbau unseres Kundenstamms an: Unseren Start hatten wir bekanntermaßen im Beschriftungsbereich. Heute zählen vor allem namenhafte Hersteller aus dem Automobilbereich, der Elektrotechnik und der Medizintechnik zu unseren Kunden. Das liegt unter anderem daran, dass wir uns breiter aufstellen und unser Produktportfolio erweitern konnten, da wir uns vom Einzelfertiger hin zu einem Komplettanbieter entwickelt haben.
Frage 4: Welche Herausforderungen musste das Unternehmen in seiner Geschichte bereits meistern?
Herbert: Wie andere Unternehmen mussten auch wir uns auf einige Wirtschaftskrisen einstellen. Unsere erste große Aufgabe erteilte uns hier die Finanzkrise im Jahr 2008. Aber auch Corona im Jahr 2020 stellte uns vor Herausforderungen, mit denen wir bis dahin nicht gerechnet hatten. Durch unseren Teamgeist und das breite Aufstellen über verschiedene Kunden und Branchen hinweg haben wir diese Krisen gut gemeistert und ich kann mit Stolz sagen, dass wir uns immer wieder sehr gut auf die neuen Gegebenheiten innerhalb unserer Geschäftsfelder einstellen konnten. All das haben wir meiner Ansicht nach vor allem der hohen Flexibilität und Zuverlässigkeit unserer Mitarbeiter im Unternehmen zu verdanken. Aus diesem Grund weiß ich, dass wir auch unser nächstes Großprojekt, das Einstellung auf den Transformationsprozess und auf dessen Auswirkungen auf Politik und Wirtschaft, erfolgreich umsetzen werden.
Frage 5: Gab es entscheidende Wendepunkte oder Schlüsselmomente, die die Entwicklung des Unternehmens geprägt haben?
Herbert: Ich glaube, dass das Thema Ausbildung ein entscheidender Aspekt war und heute noch ist. Wir haben uns direkt am Anfang dazu entschieden, junge Menschen auszubilden und diese von Grund auf in unseren Betrieb zu integrieren. Für uns ist dieser Weg ein großer Vorteil sowohl für unsere Entwicklung als auch für unser Wachstum. Die Auszubildenden lernen innerhalb ihrer Ausbildung neben vielen technischen Aspekten auch die Kollegen kennen. Sie können zwischenmenschliche Beziehungen aufbauen das gesamte Teamgefühl stärken. Deshalb legen wir auch Wert auf einen regelmäßigen Ausbildungsturnus und stellen jedes Jahr 2-3 Auszubildende ein.
Das große Interesse der Besucher bei unserer jährlich stattfindenden „Nacht der Ausbildung“ bestätigt uns in unser Entscheidung immer wieder aufs Neue.
Frage 6: Können Sie uns etwas über die Kultur und die Werte des Unternehmens erzählen und wie sie sich im Laufe der Zeit entwickelt haben?
Herbert: Da wir ein klassischer Mittelständler sind, arbeiten wir immer bereichs- bzw. aufgabenübergreifend und fungieren als eine Einheit. Es ist also nicht vergleichbar mit einem Großbetrieb, bei dem nur wenige einmal über den Tellerrand hinausschauen. Auch ich als Chef bin für meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter immer ansprechbar und arbeite eng mit ihnen zusammen.
Außerdem würde ich sagen, dass wir generell ein sehr gutes Miteinander haben und dass das Team immer im Mittelpunkt steht. Egal ob Fußball oder Feuerwehr – wir unterstützen das Ehrenamt unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und sponsern auch gerne einmal einen Trikotsatz. Unser familiäres Klima ist nicht nur durch unsere monatlichen Teamevents spürbar – private und soziale Themen haben immer Platz in unserem Arbeitsalltag und zahlen auf unser harmonisches Betriebsklima ein.
Frage 7: Welche Rolle spielt Innovation bei der Entwicklung des Unternehmens?
Herbert: Innovation spielt wirklich eine sehr große Rolle. Neue Maschinen und Anlagen werden immer in enger Zusammenarbeit mit unseren Mitarbeitern angeschafft. Das steigert nicht nur die Mitarbeitermotivation, sondern ist auch noch super effizient, da das Knowhow des Teams beim Kauf direkt mit einfließen kann. Aber auch auf Kundenseite arbeiten wir energiesparend und legen Baugruppen und Komponenten innovativ aus, um die Produktinnovation zu steigern. Außerdem ist es unser Ziel, bis 2030 80% CO₂ neutral zu sein. Wir sind aktuell auf einem sehr guten Weg dahin und stehen momentan bei 60%.
Frage 8: Wie hat sich die Unternehmensstrategie im Laufe der Zeit entwickelt, und wie wurde sie an veränderte Marktbedingungen angepasst?
Herbert: Im Prinzip haben wir uns vom Einzelteilhersteller zu einem Hersteller im Sondermaschinenbau und im Komponentenbereich weiterentwickelt. Darüber hinaus können wir nun „Alles aus einer Hand“ liefern – von der Konstruktion über die Herstellung, die Steuerungstechnik und die Montage bis zur Inbetriebnahme und dem nachgelagerten Service inklusive Recycling.
Wir haben früh genug umgedacht und uns getraut, den Schritt raus aus der Automobilindustrie hin zur Medizintechnik zu gehen. So sind wir nicht nur breiter aufgestellt, sondern dürfen auch mit ganz unterschiedlichen, spannenden Kunden zusammenarbeiten.
Frage 9: Wie würden Sie die Erfolgsgeschichte des Unternehmens zusammenfassen?
Herbert: Ich würde sagen, dass der Schlüssel unserer Erfolgsgeschichte unsere Mitarbeiter sind. Ohne sie wäre all das nicht möglich gewesen und wir würden nicht dort stehen, wo wir uns heute befinden. Wir wachsen innovativ in und mit unseren Geschäftsfeldern und lassen den familiären Aspekt dabei niemals außer Acht.
Frage 10: Wie sehen Sie die Zukunft des Unternehmens in Anbetracht seiner Geschichte und Erfahrungen?
Herbert: Sehr rosig.
Rosig…
… weil wir sehr breit aufgestellt sind, was unsere Geschäftsfelder betrifft.
… weil wir einen sehr modernen Maschinenpark haben.
… weil wir sehr gut ausgebildete bzw. weitergebildete Mitarbeiter haben.
… weil wir auf einem sehr guten Weg sind, um CO₂ neutral zu werden.
… weil die Zukunft der Firma gesichert ist.